Die Böden sind leer – ohne Zusatzstoffe geht es nicht mehr
Die Böden sind leer – ohne Zusatzstoffe geht es nicht mehr
Allmählich entdeckt der Medizinbetrieb alte Erkenntnisse neu: Der Mensch erkrankt nicht, weil ihm Medikamente fehlen, sondern weil er sich falsch ernährt und bewegt. Allerdings reicht ein gesünderer Lebensstil allein oft nicht mehr. Wir müssen genau hinsehen und gezielt nachhelfen.
Der Mineralstoffgehalt der Nahrung schrumpft
Was Weston A. Price vor mittlerweile 80 Jahren mit den Methoden von damals entdeckt hat, wird heute von der modernen funktionellen Lebensstil-Medizin (auch Regulations- und Moderne Orthomolekulare Medizin genannt) erfolgreich umgesetzt: Man kann fast alle chronischen Krankheiten mit einer vitamin- und mineralstoffreichen Ernährung verhindern oder gar heilen. Die Ergebnisse sind noch besser, wenn man auch die weichen Faktoren wie Bewegung, frische Luft und soziale Einbindung berücksichtigt. Doch bevor wir das vertiefen, müssen wir noch die Ausgangslage klären: Zu Zeiten von Weston A. Price waren die Böden noch gesund und die Nahrungsmittel entsprechend reich an Vitalstoffen. Doch schon in den 1980er-Jahren zeitigte eine Untersuchung von je 20 Früchten und Gemüsen in England einen Rückgang des Mineralstoffgehalts um 6% (Phosphor) bis 81% (Kupfer) bei den Gemüsen und bis zu 32% (Eisen) bei den Früchten. Bei den Möhren etwa halbierte sich der durchschnittliche Gehalt. Als wichtigsten Grund nennt die Studie den massiven Einsatz von Kunstdünger auf der Grundlage von Stickstoff, Phosphor und Kalium. Daran ist nebst den ausgelaugten Böden auch der steigende CO2-Gehalt der Luft verantwortlich. Er bewirkt, dass namentlich der Gehalt an Proteinen und B-Vitaminen zurückgeht.
Wie 144 Fussballprofis ihre Batterien aufladen
Eine gesunde Ernährung allein genügt deshalb heute in der Regel nicht mehr. Das zeigt etwa eine Studie des Sportmediziners Professor Dr. Elmar Wienecke. Er hat 144 deutsche Fussballprofis zwei Saisons lang untersucht. In der ersten haben sie sich nach allen Regeln der sportärztlichen Kunst ernährt. In der nächsten Saison nahmen sie zudem eine auf sie zugeschnittene Mischung von rund 40 Mikronährstoffen und 17 Aminosäuren im Umfang von etwa 30 bis 70 Gramm täglich ein. Ergebnis: Während der ersten Saison haben die im Blut gemessenen Konzentrationen aller Mikronährstoffe um 10 bis 70% ab-, in der zweiten hingegen um 24 bis 170% zugenommen. Dasselbe Bild zeigte sich bei den elf Aminosäuren – Rückgang um mindestens 15% ohne, deutliche Zunahmen mit Supplementierung. Dank dieser hat sich der Stressindex (gemessen an der Variabilität der Herzfrequenz) halbiert. Eine analoge Untersuchung bei 156 Marathonläufern brachte in etwa dasselbe Ergebnis.
Wienecke schliesst daraus zweierlei: «Erstens zeigen die abnehmenden Werte, dass die zugeführten Nährstoffe eine wichtige Rolle bei der Bewältigung von psychischem und physischem Stress spielen. Zweitens deuten die steigenden Werte, dass wir auch mit gesunder Ernährung mit praktisch allen Vitalstoffen unterversorgt sind.» Deshalb sind Monopräparate die falsche Lösung. Es braucht den ganzen Cocktail.
Eine Frage der Kosten
Doch wie sieht das nun für den – relativ – gesunden Normalbürger aus? In der Schweiz gibt die ärmere Hälfte der Haushalte pro Kopf und Tag rund 8 Franken für Nahrungsmittel aus. In Deutschland sehen die Hartz-4-Ansätze 4,75 Euro vor. Dient es da wirklich der Volksgesundheit, wenn man den Leuten sagt, sie sollen zusätzlich noch ein paar Franken täglich für Ergänzungsmittel ausgeben – plus ein paar Hundert Franken für die Diagnostik? Reicht es nicht, einfach gesund zu leben? «Einverstanden», meint Frau Rasch, «ein gesunder Lebensstil mit viel Gemüse, Obst und Bewegung und Entspannung ist die Grundlage.» Allein damit könne man die Gesundheit deutlich verbessern, vor allem, wenn man mit reichlich Kräutern, Gewürzen, Beeren, Grüntee und ab und zu Bio-Leber den Nährstoffpegel hoch halte. Mit Linsen und Kirchererbsenmehl (beim Inder) könne man Defiziten bei den Aminosäuren entgegenwirken.
Warum das so wichtig ist, erklärt Bodo Kuklinski, Leiter des Diagnostik- und Therapiezentrums für Umweltmedizin in Rostock, so:
«Der Mensch erkrankt nicht, weil ihm Medikamente fehlen, sondern weil biochemische Ungleichgewichte nicht rechtzeitig erkannt und behoben werden.» Konkret heisst das: Solange man gesund ist, reicht es, sich mit einer nährstoffreichen Kost und allenfalls mit einem standardisierten Nahrungsergänzungsmittel möglichst viel von dem zuzuführen, was der Körper braucht, um seine Biochemie im Gleichgewicht zu halten.
Medikamente absetzen nicht ohne ärztlichen Rat
Ein gestörtes Gleichgewicht ist aber auch immer ein starker Hinweis auf Fehler im Lebensstil – zu wenig Bewegung , hastiges Essen. Allerdings ist es nicht leicht, alte Gewohnheiten abzulegen, zumal die Erfolge sich oft erst langsam einstellen. Mit einer gezielten Supplementierung und einer ärztlichen Begleitung kann man die Erfolgschancen in der Regel deutlich erhöhen. Dabei hilft auch, dass die Fortschritte gemessen werden können, bevor sie spürbar werden. Das gilt erst recht für Menschen, die Medikamente – insbesondere Psychopharmaka – nehmen. Sie müssen genau abklären lassen, welche Nährstoffe und allenfalls Hormone fehlen und sie brauchen ärztliche Unterstützung, wenn es darum geht, die Medikamente abzusetzen. Dazu Padia Rasch: «Ich habe noch keinen Fall erlebt, in dem eine Supplementierung die Heilung nicht zumindest beschleunigt hat. Das gilt für alle Krankheiten, auch für die rein psychischen.»