Spitzen-Gesundheit durch eine neue Gesundheits-Kultur

Umfangreiche Forschungsergebnisse zu Beginn des 21. Jahrhunderts lassen keinen Zweifel daran, dass der Mensch kein unabhängiges Lebewesen, sondern eine temporäre Ansammlung von irdischer Biomasse ist, die aus Pilzen, Bakterien, Viren und eben auch einem Anteil an menschlichen Zellen besteht. Diese bilden eine Gemeinschaft, ein Ökosystem – kein lineares, sondern ein sich selbst entwickelndes, selbst regenerierendes, selbst reparierendes und (zumindest gelegentlich) auch selbst reproduzierendes System, welches in ständigem Austausch mit seiner Umwelt steht. Der Austausch vollzieht sich im Rahmen der Epigenetik, d. h. der Interaktion von Umwelteinflüssen aller Art mit unseren Genen, also der in den Zellen verankerten Erbsubstanz. Dieses geniale, auf die spezielle Situation auf der Erde zugeschnittene System hat sich über Milliarden von Jahren ent wickelt (Evolution), zu immer komplexeren Lebensformen geführt und gipfelt in der Spezies Mensch.

Die Menschen haben diese Zusammenhänge jedoch nicht verstanden. Vor 10´000 Jahren haben sie damit begonnen, ihre Umwelt – zunächst nur gering, in den letzten Jahrzehnten jedoch massiv – zu verändern. Dies führt nicht nur zu einer Verschmutzung der ursprünglichen Umwelt mit vielfachen Schadstoffen, sondern auch zum Verlust zahlreicher Lebensquellen (Ressourcen) aus der nicht mehr natürlichen Umwelt. Die Liste der verloren gegangenen Ressourcen reicht von physikalischen Faktoren, wie der Schwerkraft und dem Sonnenlicht, über Nahrungsfaktoren, wie Mikronährstoffe und spezielle Fette, bis hin zu sozialen Faktoren. Die Summe dieser Verluste wird als Natur-Defizit- Effekt bezeichnet.

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Bedingt durch die Abhängigkeit des menschlichen Systems von seiner Umwelt kommt die (nicht artgerechte) Veränderung dieser Umwelt als (Krankheits-)Bumerang wieder auf uns zurück. Ein eindrucksvolles Beispiel ist die Raumfahrt. Sie kostet nicht nur Milliarden, um dort oben eine künstliche Umwelt zu schaffen. Sie kostet die Menschen, die dort als Astronauten leben wollen/müssen, auch ihre Gesundheit: Muskel- und Knochenschwund sind schon lange bekannte Folgen der Schwerelosigkeit. Nun kommen neuerdings auch noch eine Schrumpfung des Gehirns und Funktionseinschränkungen des Immunsystems hinzu! Ähnlich umfangreiche Folgen hat der Verlust des Sonnenlichtes (Vitamin D) oder der Mikronährstoffe. Es ist also nicht das zunehmende Alter, welches uns die zunehmende Krankheitswahrscheinlichkeit beschert, wie man uns immer wieder weismachen möchte, sondern die im Laufe des Lebens zunehmende Summe an eingesammelten Schadfaktoren und die verloren gegangenen Ressourcen.

Ebenso wird deutlich, warum die Medizin erfolglos an den Symptomen bastelt: Sie hat auf die Ursachen der zu Recht so genannten Zivilisationskrankheiten keinen Einfluss. Vielmehr benötigen wir sozusagen als Gegengewicht eine neue Gesundheits-Kultur im Rahmen eines allgemeinen Kulturwandels der Gesellschaft, um praktikable und nachhaltige Massnahmen zu entwickeln, die in der Lage sind, die verloren gegangenen Ressourcen wieder zur Verfügung zu stellen sowie die Schadstoffexposition zu minimieren. Gelingt dies, ist es dem einzelnen Menschen möglich, sich (wieder) gesünder zu verhalten und damit seine evolutionär angelegten Potenziale (wieder) zu entfalten, zu denen auch eine Spitzen-Gesundheit gehört.

Prof. Dr. med. Jörg Spitz
Akademie für menschliche Medizin,
Schlangenbad/ Wiesbaden

Kernthese Nr. 1: 
Evolutionär bedingt ist jedes Lebewesen von der Umwelt (Biotop) abhängig, in dem es lebt. Entspricht das aktuelle Biotop den evolutionären Vorgaben, wird sowohl das einzelne Lebewesen, als auch die gesamte Spezies hervorragend gedeihen. Umgekehrt führt ein nicht (mehr) artgerechtes Biotop zu Störungen im System (Krankheit) sowie eingeschränkter Selbstentfaltung (Lebensqualität).

Kernthese Nr. 2:
Die (selbst gemachte) Umwelt ist Dreh- und Angelpunkt für unsere Gesundheit. Krankheit ist daher kein Schicksal, sondern hängt davon ab, wie wir unsere (eigene kleine) Umwelt/Lebenswelt gestalten. Dank der herausragenden Eigenschaften (Plastizität) des «Systems Mensch» gilt dieser Grundsatz bis ins hohe Alter.

Aus der Diskussion:
«Vielen Dank für diesen Spitzen-Vortrag! Die Referate, die am Internationalen Bodenseekongress gehalten werden, sollte man komplett auf YouTube übertragen – für alle Interessierten, die nicht daran teilnehmen konnten.»

Kommentar aus Sicht der SfGU:
Kommentar aus Sicht der SfGU: «Klare Botschaften: Gesundheit stärken, Krankheit vermeiden – das steht weder in der Politik, noch im sogenannten Gesundheitswesen im Fokus. Für diesen Paradigmenwechsel brauchen wir Netzwerke, die Knochenarbeit leisten: aufklären, aufklären, aufklären! Wir müssen die Menschen dafür gewinnen und überzeugen, dauerhaft etwas für ihre Gesundheit zu tun!» 

Andreas Hefel, Präsident der SfGU