Funktionelle Gesundheitsprozesse einfach messen

Unzählige Untersuchungen haben sich mit den Auswirkungen von Stress auf das Immunsystem befasst (Psychoneuroimmunologie, PMI): Wer dauerhaft gestresst ist, wird krank. Das menschliche Immunsystem kann Viren, Bakterien und Keime nicht mehr abwehren. So können z. B. Patienten mit atopischer Dermatitis mit einem Schub auf starken Stress reagieren. Nicht nur die Anfälligkeit für Erkrankungen steigt. Durch chronischen Stress können sich auch Heilungsprozesse und Regenerationen hinauszögern. Mentale und emotionale Reaktionen auf unbewältigten Stress stellen ein höheres Risiko für Herz- und Krebserkrankungen dar, als z. B. Rauchen oder ungesunde Ernährung. Und durch internationale Studien wurde herausgefunden: Wer einen stressigen Job hat und gleichzeitig nur geringe Entscheidungsspielräume im Leben hat, für den ist das Risiko, an Diabetes mellitus Typ-2 zu erkranken erhöht – ganz gleich, welchen Lebensstil er pflegt. Vielfach ausser Acht gelassen wird der Zusammenhang zwischen Stress und der Belastung durch elektromagnetische Strahlung. Technisch erzeugter Elektrosmog ist nichts anderes als elektromagnetische Umweltverschmutzung, die weder sicht- noch hörbar ist. Doch meist treten Symptome erst dann auf, wenn mehrere Einflussfaktoren zusammenkommen. Dies können u. a. ein Mangel an Mikronährstoffen oder gesunden Fetten, hormonelle Störungen, Medikamente, starker Stress, oder z. B. ein gestörtes Immunsystem sein. Während bei akutem Stress nur die spezifische Abwehr des Immunsystems gedrosselt wird, leiden bei chronischem Stress sowohl die spezifische, als auch die unspezifische Immunabwehr. Es teilen sich also nicht nur die spezifischen Immunzellen langsamer, sondern auch die weissen Blutkörperchen, Fresszellen und NK-Zellen. Die Gesamtzahl der Immunzellen im Blut sinkt und ihre Aktivität nimmt ab. Das schwächt die Immunabwehr.

Den Vortrag von Knut Groth finden Sie in voller Länge in der SALUSMED®-Mediathek.

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Wissenschaftlich belegt sind die Zusammenhänge zwischen einem starken Immunsystem und einem Gleichgewicht im vegetativen Nervensystem. Als völlig autark arbeitende Instanz reguliert es nahezu alle lebensnotwendigen Prozesse im Körper. Eine optimale Immunabwehr kann nur dann aufgebaut werden, wenn das zentrale Nervensystem belastungs- und regulationsfähig ist. Dabei zeichnet sich ein gesunder Mensch mit einem intakten kardiovaskulären System durch eine hohe Herzratenvariabilität aus. Im Gegensatz dazu sind reduzierte HRV-Werte ein Indiz dafür, dass die Balance im vegetativen Nervensystem gestört ist – oftmals durch chronischen Stress, der wiederum die Abwehrkräfte beeinträchtigt. Gerade auch die Unterversorgung mit Mikronährstoffen führt zu erkennbaren Störungen des vegetativen Nervensystems. Um die Leistungsfähigkeit des Immunsystems zu testen, gibt es verschiedene Analyseverfahren. Die Messung der Herzratenvariabilität (HRV) gibt eindeutige Hinweise darauf, ob das vegetative Nervensystem in Balance ist – eine wesentliche Voraussetzung für starke Abwehrkräfte. Aufgrund der Ergebnisse ist es auch möglich, die Qualität von funktionellen Gesundheitsprozessen zu bewerten und einzuschätzen, ob regulative Störungen vorliegen. Bereits vor mehr als 50 Jahren wurden im US-Raumfahrtprogramm – der Mercury-Missionen (1961 bis 1963) – ständig Atemfrequenz, Blutdruck, Herzfunktion und Körpertemperatur überwacht. Bis heute werden bei den Astronauten die elektrische Aktivität des Herzens (EKG und Herzratenvariabilität), Atemfrequenz, Blutdruck, Körpertemperatur, Strahlenbelastung sowie oxidativer Stress gemessen. Warum setzen wir nicht auch in der Medizin standardmässig auf solche Frühwarnparameter, um die Gesundheit zu stärken?

Kommentar aus Sicht der SfGU:
«Als Screening-Methode eignet sich die Messung der Herzratenvariabilität (HRV) hervorragend, um die Qualität von funktionellen Gesundheitsprozessen im Sinne eines «Vorfilters» zu bewerten. Auf diese Weise lassen sich funktionelle Störungen frühzeitig erkennen. Darauf aufbauend können mit weiteren Laboranalysen – z. B. Blutbild, Stuhl – konkrete Diagnosen erstellt werden. Diese Kombination unterschiedlicher Messverfahren eröffnet grosse Chancen auf dem Gebiet der individualisierten Mikronährstofftherapie. So gibt die HRV Aufschluss über die Regulationsfähigkeit des vegetativen Nervensystems. Wird z. B. der Parasympathikus im Schlaf nicht aktiviert, deutet das auf einen Mangel an Vitamin D3, Magnesium, B-Vitaminen und Folsäure hin. Statt «mit der Schrotflinte zu schiessen», können aufgrund einer ersten Kursbestimmung bestimmte Substanzen quantitativ gemessen werden – sehr gezielt und effizient. Die SfGU unterstützt die Messung der Herzratenvariabilität, da es sich um eine wissenschaftlich abgesicherte Methode handelt, die auf dem Elektrokardiogramm (EKG) beruht. Sie ist seit Jahrzehnten erforscht und anerkannt, was u. a. an der fast unüberschaubaren Anzahl von Publikationen zum Ausdruck kommt.»

Andreas Hefel, Präsident der SfGU

Knut Groth
Luft- und Raumfahrttechniker, Heilpraktiker, HRV-Coach

Kernthese Nr. 7: 
Die Herzratenvariabilität zeigt: Wenn ein übergeordnetes System – das vegetative Nervensystem – untergeordnete Systeme steuert und reguliert, dann ist der Funktionszustand des übergeordneten Systems der wichtigste diagnostische Parameter.

Kernthese Nr. 8: 
95 Prozent aller chronischen Zivilisationserkrankungen sind stressbedingter Natur oder werden entscheidend davon beeinflusst.