Energiestoffwechsel im Gehirn – 
Strategien zur Alzheimer- und Demenzprävention

Neurotoxische Plaques, ss-Amyloid, Neurofibrillen, Ammoniak sind nicht die primären Ursachen, sondern die letzten biologischen Folgen der komplexen Stoffwechselentgleisung. Polyätiologische Faktoren und Zivilisationsfaktoren leiten die Alzheimer-Erkrankung Jahrzehnte vor der Diagnosestellung ein. Entgegen alten Vorstellungen, dass Gene und bestimmte Ablagerungen die Ursache für die Alzheimer-Erkrankung darstellen würden, weist die aktuelle Datenlage daraufhin, dass diese Erkrankung nicht im Kopf beginnt. Die Plaques sind die Folge eines entgleisten Energiestoffwechsels. Führende Forscherteams aus unterschiedlichen Fachdisziplinen belegen, dass die folgenden Aspekte entscheidende ursächliche Schrittmacher für die Alzheimer-Demenz sind: das Microbiom zum Metabolom, die Mitochondrien, Zucker und Stoffwechselentzündungswege, Umweltgifte, Schwermetalle, hohe Spiegel von Stresshormonen, körperliche Inaktivität, Fettsäuren- und Aminosäurenmangel, Mineralstoff- und Vitaminunterversorgungen. Diese unterschiedlichen Belastungsfaktoren münden in oxidativen und nitrosativen Stress mit Inflammation und Intoxikation.

Dr. med. Kurt Mosetter
ZiT – Zentrum für interdisziplinäre Therapien, Konstanz

Ein zentraler Mechanismus ist der Energiestoffwechsel im Gehirn. Wenn der Energieträger Glucose nicht mehr richtig verwertet werden kann und nicht mehr in die Nervenzellen gelangt, entsteht im Zellinneren eine Hungersnot. Gleichzeitig führt die Hyperglykämie und der überschüssige Zucker an den Bindestellen der Zellaussenwand zur Glykierung, es entsteht eine Insulinresistenz. Während die Mechanismen der Insulinresistenz und die darauf aufbauenden Erkrankungen wie Diabetes Typ 2, Metabolisches Syndrom, Adipositas und die NAFLD schon lange bekannt sind, etabliert sich die Thematik „Zuckerkrankheit Alzheimer“ erst allmählich. Eine Vielzahl der ursächlichen Belastungskaskaden zeigt sich früh im metabolischen Profil. Die folgenden Labormarker sind dabei ausschlaggebend und erlauben frühe Einblicke in Risikofaktoren: HbA1c, g-GT, ALAT, Harnsäure, TG, Cholesterin, HOMA Index.

Die antientzündlichen und neuroregenerativen Wirkungen sollen über die Verbesserung der Muster der metabolischen Profile untersucht und im Detail nachgewiesen werden. GALILEO-Training, Muskel-Faszien-Längentraining mit KID (Kraft in der Dehnung), sowie ernährungsmedizinische Strategien mit Natural Eating & Glycoplan (mit individualisierter Supplementation entsprechender Defizite) bieten weitreichende Hilfe zu Selbstregulation und Reparatur. Der Bereich Psychohygiene mit Achtsamkeit, Meditation oder Yoga bietet zusätzliche Interventionsmöglichkeiten mit starken Wirkungen. Im Miteinander von Pflege, ärztlicher Versorgung, Ernährungsmedizin, Mikronährstoffsupplementation, Physiotherapie, Behandlung und Bildung für alle Beteiligten, inklusive der Angehörigen, wird die praktische Umsetzung tatsächlich machbar.

Den Vortrag finden Sie in voller Länge in der
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Kommentar aus Sicht der SfGU:
„Der Energiestoffwechsel und eine bedarfsgerechte Versorgung der Körperzellen mit Energie – notwendigerweise Rund-um-die-Uhr – ist die Basis für Gesundheit, Lebensqualität und ein langes Leben. Ohne ausreichende Energieversorgung kommt es zu überschiessenden Entzündungsreaktionen, mangelnden Entgiftungs- und Regenerationsleistungen des Körpers und der Zellen (keine Autophagie!) sowie schlussendlich zu Erschöpfungserscheinungen und Stoffwechselstörungen. Die steigenden Stress- und Umweltbelastungen (Schadstoffe, Medikamente, Elektrosmog u.a.) führen zu einem enormen zusätzlichen Energiebedarf, der kurzfristig und üblicherweise mit schnell verdaulichen Kohlenhydraten (Zucker – primär in Fast Food, Energydrinks, Chips, Süssigkeiten, aber auch in modernen Obstsorten und der sogenannten ‚Zivilisationskost‘) über die Ernährung gedeckt wird. Der daraus folgende rasche Anstieg von Blutzucker und Insulin führt zwar kurzfristig zu einem Energieschub. Die Aktivitäten der Mitochondrien werden aber explosionsartig hochgefahren und die Energie verpufft buchstäblich. Dies führt zu einer baldigen Unterzuckerung, zu Energiemangel und einer Schädigung der Mitochondrien. Eine Insulinresistenz verstärkt die Dysbalance im Körper. Die Folgen daraus sind bekannt in Form der nicht ansteckenden chronischen Erkrankungen, was bis hin zu Demenz und Alzheimer führen kann. Die Basis für einen optimalen Energiestoffwechsel wäre auch hier eine möglichst ausgewogene ‚slow food‘-Ernährung mit ca. 30% (kcal) Fett, 30% (kcal) Eiweiss und 40% (kcal) Kohlenhydraten – kombiniert mit wasserlöslichen Ballaststoffen (Guar, Konjak) zur verzögerten Aufnahme von Zucker ins Blut sowie einer ausreichenden Zufuhr von Mikronährstoffen (Messen – Machen – Messen).“

Andreas Hefel, Präsident der SfGU

Kernthese Nr. 9:
Eine Vielzahl von Belastungen innerhalb mehrerer Systemebenen führen miteinander zur Alzheimer-Demenz. Aktuelle Daten belegen, dass „Präklinische Veränderungen“ bereits 20–30 Jahre vor der Erkrankung eine grosse Rolle spielen. Früh genug, richtig erfasst und gedeutet, leiten sich erfolgreiche Präventionsmassnahmen ab.

Kernthese Nr. 10:
Prävention, Früherkennung, Monitoring von Microbiom-Metabolom Parametern machen Frühintervention möglich. Mehrdimensional ausgerichtete Therapieansätze in interdisziplinären Behandlungsteams eröffnen neue Wege, die Alzheimer- und Demenz-Pandemie abzufedern.

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