Ach, Du dickes Ei!

Ob in Deutschland oder der Schweiz – aktuelle repräsentative Studien zeigen, wie der süsse Fluch das Fortschreiten krank machender Prozesse weiter beschleunigt. Entschlossenes Handeln tut not.

Die Bevölkerung der Schweiz isst unausgewogen » – so lautet das Fazit, das aus der ersten nationalen Ernährungserhebung menuCH gezogen wurde. Im März 2017 informierte das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) darüber, dass «etwa Süsses und Salziges» bei weitem mehr konsumiert wird als empfohlen. Der Anteil an Ölen, Fetten und Nüssen entspricht ungefähr den Empfehlungen, während Milchprodukte zu wenig, Fleisch dafür zu viel gegessen wird. Hülsenfrüchte sowie Früchte und Gemüse werden derweil zu wenig gegessen.» Die repräsentative Erhebung kommt zum Schluss, dass der Gesamtverzehr an Süssem, Salzigem und Alkoholischem in der Schweiz rund 4 Mal so hoch sei wie empfohlen. Deutliche Worte findet dazu die Journalistin Bettina Zanni in ihrem «20 Minuten»-Beitrag: «Die meisten Schweizer pfeifen auf solche Empfehlungen. Sie vertilgen mehr als dreimal so viel Fleisch und viermal so viel Süsses, Salziges und Fettiges wie empfohlen. Zudem verdrücken die Deutschschweizer mehr als doppelt so viele Fette wie die Tessiner. Auch trinken sie ebenso viel mehr Süssgetränke und Kaffee als die südlichen Bewohner.»

Dicksein als Normalzustand
Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. veröffentlichte Zahlen, die u.a. das steigende Risiko, an Diabetes-Typ-2 zu erkranken, eindringlich vor Augen führen: «So dick war Deutschland noch nie», schlägt die DGE in ihrem 13. Ernährungsbericht Alarm. In einer Pressemitteilung wird dazu der Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Helmut Heseker von der Universität Paderborn zitiert: «Viele Menschen in Deutschland essen zu viele energiereiche Lebensmittel und bewegen sich zu wenig. Preiswerte und schmackhafte Lebensmittel und Getränke mit hohem Energiegehalt sind nahezu überall verfügbar – egal ob zu Hause oder unterwegs. Und diese Faktoren machen es schwer, normalgewichtig zu bleiben.» So stellt das Dicksein in der Altersklasse der Berufstätigen heute keine Ausnahme, sondern bereits den Normalzustand dar. 59% der Männer und 37% der Frauen sind in Deutschland übergewichtig.

Zucker mit Mass konsumieren
Vor diesem Hintergrund fordert die DGE, sich diesem gesellschaftlichen Problem anzunehmen: «Zukünftig werden enorme Anstrengungen erforderlich sein, um die Adipositasepidemie zu stoppen bzw. umzukehren. In einem Leserkommentar auf der Website der Ärzte Zeitung schreibt dazu Dr. med. Karl-Otmar Stenger aus Hamburg: «Wer mehr als 5 % seiner Energiezufuhr in Form von Zucker (Fruktose plus Glukose) zu sich nimmt, setzt sich der Gefahr aus, über kurz oder lang schwer zu erkranken. Das wäre doch mal ein vernünftiger Ansatz für eine neue Gesundheitspolitik, die den Konsum von Zucker und entsprechend die Quoten in der EU-Zuckermarktordnung auf das Mass zurückführt, das für die Bevölkerung gut ist.»

Text: Jürgen Kupferschmid Bild: Biker3/stock.adobe.com

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