«Die Waffe gegen Viruserkrankungen schlechthin»
«Die Waffe gegen Viruserkrankungen schlechthin»
Long-Covid oder Post-Covid gilt als der lange Schatten einer überstandenen Corona-Infektion. Wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Ursachen dieser Spätfolge sind nach wie vor Mangelware. Wertvolle Erkenntnisse liefert dagegen die Praxis: Dreh- und Angelpunkt sind voll funktionsfähige Mitochondrien. Schädigen Coronaviren diese Zellkraftwerke, werden dadurch unterschiedliche Organsysteme in Mitleidenschaft gezogen. Im Interview erklärt der Regulationsmediziner Dr. med. Simon Feldhaus* die Zusammenhänge und geht auf sein therapeutisches Konzept ein.
Herr Dr. Feldhaus, Long-Covid oder Post-Covid – was ist darunter zu verstehen und wie sind diese neu entstandenen Begriffe einzuordnen?
Dr. med. Simon Feldhaus: Post-Covid, Long-Covid – im Prinzip kann man damit einhergehende Symptome unter dem Oberbegriff „Post-viral Fatigue“ zusammenfassen. Im Kern geht es um Müdigkeit und Erschöpfung als Folge einer Virusinfektion, aber nicht nur. Solche gesundheitlichen Beschwerden sind bei fast allen viralen Erkrankungen bekannt. Manchmal dauern sie zwei bis drei Wochen, teilweise auch drei bis vier Monate. Post- oder Long-Covid heisst also nicht, dass der Virus lange im Körper ist. Möglicherweise ist die Krankheit längst überstanden, aber die Folgen sind noch immer da. Und das trifft auf jeden Virus zu.
Wenn solche Long- oder Post-Symptome schon lange bekannt sind – wie ist man vor Covid-19 damit umgegangen und hat sich im Laufe der Pandemie an der früheren Beurteilung etwas geändert?
Dr. med. Simon Feldhaus: Diese Folgephänomene sind versicherungsrechtlich noch immer nicht allgemein akzeptiert, z.B. nach dem Pfeifferschen Drüsenfieber, das durch das Epstein-Barr-Virus (EBV) hervorgerufen wird. Nach solch einem Infekt sind die Betroffenen oft monatelang sehr müde, erschöpft und nicht mehr leistungsfähig. Weil es bei diesen Patienten heisst, solche Befindlichkeitsstörungen seien nur Kopfsache, also psychosomatisch, sollen sie letztendlich in die Psychiatrie eingewiesen werden. Bei Corona ist das erstaunlicherweise völlig anders. In diesem Fall werden die Symptome als Krankheitsfolge akzeptiert. Bei allen anderen Viren ist es wie bisher – an der Beurteilung der Situation hat sich nichts geändert.
Gibt es typische Verläufe, die Ihnen in der Praxis regelmässig begegnen?
Dr. med. Simon Feldhaus: Ja, ganz grob lassen sich beim Post- oder Long-Covid-Syndrom vier Verlaufsformen beschreiben, die sich überschneiden:
1. Fatigue, Müdigkeit, Erschöpfung: Patienten beschreiben ein Phänomen, das typisch ist für mitochondriale Funktionsstörungen – „Wolken im Kopf“ oder „Gehirnnebel“. Das ist ein zentrales Thema.
2. Körperlich-muskuläre Beschwerden, ausgesprochene Muskelschwächen: Patienten berichten davon, dass sie keinen Sport mehr treiben können.
3. Entzündungen: diffuse körperliche Schmerzen, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen Schwellungen
4. Geschmacks- und Geruchsverlust
Bei so unterschiedlichen Verlaufsformen – unter welchen Voraussetzungen ist eine Diagnose des Long-Covid oder Post-Covid-Syndroms überhaupt möglich?
Dr. med. Simon Feldhaus: Solange es keine allgemein gültige Definition des Post- oder Long-Covid-Syndroms gibt, kann man auch keine Bestätigungsdiagnose stellen. Wie will man beweisen, dass Beschwerden, die über Monate andauern, tatsächlich von dem Virusinfekt verursacht worden sind? Also ist es der Krankheitsverlauf, der die zentralen Hinweise liefert. Es ist die Anamnese, die Geschichte dieses Patienten. In der Regulations- und orthomolekularen Medizin versuchen wir deshalb bei jedem Patienten, die Ursachenkaskade zu finden und das Problem auf der therapeutischen Seite individualisiert anzugehen.
Dr. med. Simon Feldhaus als Referent bei der Stiftung für Gesundheit und Umwelt (SfGU).
Wenn Ihnen als Mediziner aus der klinischen Forschung kaum Informationen zur Verfügung stehen – an welchen Fakten orientieren Sie sich denn?
Dr. med. Simon Feldhaus: Man kann den Medien entnehmen, dass es das Post- oder Long-Covid-Syndrom gibt, wie schlimm es ist und dass man sich zur Behandlung möglichst impfen lassen sollte. Wir Regulationsmediziner beurteilen die vorherrschende Meinung rund um Post- oder Long-Covid-Syndrom allerdings ein bisschen anders. Wie gesagt, das Schlimme aus unserer Sicht ist: Es gibt tatsächlich überhaupt keine zuverlässigen wissenschaftlichen Quellen, die z.B. von Universitätslaboren stammen. Und es findet kein wissenschaftlicher Austausch auf universitärer Ebene statt. Wir haben zwar auch noch keine eigenen Studien, verfügen aber über recht gute Daten aus der Praxis. Unter Sachkundigen tauschen wir uns regelmässig sehr seriös in Fachgruppen aus – z.B. mit Ärzten und Labormedizinern. Der Bioenergetische Gesundheitsindex von Frau Prof. Dr. Brigitte König ist ein zentraler Mitochondrientest, den wir bei all diesen Patienten durchführen. Über diese Werte sprechen wir in Behandlungskreisen. Und da stellen wir dann meistens ziemlich deckungsgleiche Resultate fest.
Was kann man tun, um langwierigen Long-Covid- oder Post-Covid-Verläufen vorzubeugen?
Dr. med. Simon Feldhaus: Die beste Therapie eines Post- oder Long-Covid-Syndroms besteht darin, sich erst gar nicht mit Corona zu infizieren. Auch zur Virusabwehr sind die Mitochondrien von zentraler Bedeutung. Sind diese Zellorganellen nicht voll funktionsfähig, dann ist das Immunsystem überhaupt nicht in der Lage, Viren erfolgreich zu bekämpfen. Die Mitochondrien dienen also nicht nur der Energieproduktion, sondern sind gleichzeitig auch die Waffe gegen Viruserkrankungen schlechthin. Dazu muss man wissen: Die Zellkraftwerke sind nicht menschlichen Ursprungs. Bei ihnen handelt es sich um ehemalige Bakterienarten, die in die menschliche Zelle eingewandert sind. Und Bakterien haben schon immer mit Viren gekämpft. Prävention kann deshalb betrieben werden, indem z.B. der Bedarf an Mikronährstoffen optimal gedeckt ist, den die Mitochondrien für ihre Arbeit benötigen. Kommt es trotz allem Bemühen doch zu einer Erkrankung mit „Post-viral Fatigue“-Symptomen, dann sollte mit der Therapie schnellstmöglich begonnen werden. Je früher die Folgebeschwerden nach einem Virusinfekt behandelt werden, desto einfacher und geringer ist der Aufwand, um die gesundheitlichen Probleme zu lösen.