«Setze Dich mit Deinem Hirn auseinander!»

Unter dem Titel «Altes Hirn, neue Welt» spricht der Bestseller-Autor Dr. Leon Windscheid Klartext: Um für die zunehmenden Herausforderungen der digitalen Revolution gewappnet zu sein, fordert er, «das steinalte Hirn» zu trainieren wie einen Muskel. Für besonders wertvoll und notwendig hält er dabei Momente, in denen man sich zurückzieht,vom Rest der Welt abkoppelt und sich auf sich selbst besinnt.

Das Hirn ist in jüngster Zeit regelmässig in den Schlagzeilen. Dafür sorgt u. a. der Bestseller-Autor Leon Windscheid, der mit seinem Bühnenprogramm «Altes Hirn, neue Welt» in Deutschland auf Tour ist. Bekannt ist der promovierte Psychologe, Wissenschaftler und Jungunternehmer auch aus der Quizshow «Wer wird Millionär», wo er im Dezember 2015 die Millionenfrage knackte. Dass viele Menschen sich überfordert fühlen, dass Burnout, Depression und Stress sich zu Volkskrankheiten entwickelt haben, führt er auf den immer digitaler, schneller, komplexer und effizienter werdenden Alltag zurück. Wie Menschen mit dem Hirn «in dieser neuen Welt» zurechtkommen, schildert der 30-jährige im Gespräch mit SWR2- Moderator Jörg Armbrüster*. Am Beispiel des Umgangs mit dem Smartphone verdeutlicht er, dass Nutzer mittlerweile alle 18 Minuten (!) ihre laufende Tätigkeit unterbrechen, um über den Touchscreen zu wischen: «Vor 10 Jahren wäre das noch eine klassische Verhaltensstörung gewesen. Und heute ist das völlig normal.» Obwohl 10 Jahre für die Wissenschaft ein kurzer Zeitraum seien, zeichne sich ab, dass die digitale Revolution mit unseren Hirnen sehr, sehr viel mache: «Dieses alte, wundervolle Organ, das da in unseren Köpfen sitzt, wurde dafür nun mal gar nicht konzipiert.»

Die grösste Herausforderung unserer Zeit
Windscheid führt den Zuhörenden der SWR2-Radiosendung eindringlich vor Augen, dass in den Köpfen der Menschen seit 300 000 Jahren – also seit es den Homo sapiens gebe – nicht mehr renoviert worden sei. Deshalb sein Appell:

«Wenn wir dieses steinalte Hirn nicht trainieren wie einen Muskel, wenn wir uns nicht darum kümmern wie um unseren Rücken, dann hat es in unserer neuen Welt kaum eine Chance. Deswegen rate ich jedem: Setze Dich mit Deinem Hirn auseinander! Und erkenne an, dass die grösste Herausforderung unserer Zeit nördlich vom Nacken sitzt.»

Dabei fordert er, «sich auf Gefühle und Wirkweisen zu besinnen, die schon immer in unseren Köpfen waren». Psychotherapeuten rieten deshalb dazu, sich Augenblicke zu schaffen, in denen man sich wirklich abkoppelt: «Es geht darum, Momente zu haben, in denen man sich zurückzieht und sich auf sich selbst besinnt. Das schafft eine völlig andere Perspektive auf seine eigene Welt – so eine Art Innenansicht auf das eigene Hirn.» Ohne diese Momente des Alleinseins, des Losgekoppeltseins vom Rest der Welt und der Smartphone-Abstinenz gehe diese Fähigkeit verloren.

Weitere Informationen: leonwindscheid.de
* Wissenschaft zum Anfassen mit dem Psychologen Dr. Leon Windscheid», veröffentlicht am 29. März 2019 unter www.swr.de

Text: Jürgen Kupferschmid Bild: MTS GmbH

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