Erstmals Entstörungs-Technologie wissenschaftlich anerkannt

Noch nie zuvor wurde der wissenschaftliche Nachweis einer Methode erbracht, die die Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung auf das Gehirn reduziert. Die Veröffentlichung einer von der SfGU in Auftrag gegebenen Studie in einem der meistzitierten Fachjournale im Bereich der Neurowissenschaft und Psychologie stellt ein weltweites Novum auf diesem Forschungsgebiet dar. Studienleiterin Dr. Diana Henz von der Universität Mainz erläutert die Bedeutung dieser Veröffentlichung.

Frau Dr. Henz, die im Auftrag der SfGU durchgeführte Doppelblindstudie wurde im April 2018 in einem renommierten Fachjournal wissenschaftlich publiziert. Was heisst das konkret?
Diana Henz: Die Veröffentlichung dieser experimentellen Studie in einem neurowissenschaftlichen Fachjournal ist ein sehr grosser Schritt in Richtung Evidenzbasierung: Weltweit handelt es sich dabei nämlich um die erste wissenschaftlich veröffentlichte Studie, die die Wirksamkeit der Anwendung eines Handy-Chips (Gabriel-Chip) bei elektromagnetischer Strahlungsexposition auf die Gehirnaktivität überprüfte.

In welchem Fachjournal wurde diese Studie veröffentlicht und nach welchen Vorgaben haben Experten diese Untersuchung auf wissenschaftliche Richtigkeit und Plausibilität beurteilt?
Diana Henz: Die Studie wurde im Fachjournal «Frontiers in Neuroscience, section Neuroenergetics, Nutrition and Brain Health» veröffentlicht. Dabei handelt es sich um eines der meistzitierten Fachjournale im Bereich der Neurowissenschaft und Psychologie (impact factor 3.566). Unter Experten geniesst es hohes Ansehen. Die von der Fachzeitschrift herangezogenen Gutachter haben die Studie nach verschiedenen Kriterien beurteilt. Sie betreffen insbesondere die Wissenschaftlichkeit der Studiendurchführung, der Datenanalysen und der gefundenen Ergebnisse sowie die Relevanz des Themas für die neurowissenschaftliche Fachcommunity.

Wie ist das Verfahren abgelaufen und wie lange hat es gedauert?
Diana Henz: Für eine Publikation in solch einer Fachzeitschrift wird ein Manuskript eingereicht, das von mehreren unabhängigen Gutachtern hinsichtlich der genannten wissenschaftlichen Kriterien beurteilt wird. Bei der vorliegenden experimentellen Studie, die wir an der Universität Mainz im Auftrag der SfGU durchgeführt haben, waren zwei unabhängige Gutachter in dieses Verfahren involviert. Beide haben ein positives Votum für die Publikation des Manuskripts abgegeben. Der gesamte Prozess hat insgesamt sechs Monate Zeit in Anspruch genommen.

Insbesondere mit Blick auf die Wissenschaftlichkeit wurden Ihre Forschungsarbeiten zum Thema elektromagnetische Strahlung auch von kritischen Fragestellern begleitet. Welche Aussagekraft hat diese wissenschaftliche Publikation?
Diana Henz: Die vorliegende wissenschaftliche Publikation zeigt eine deutliche Auswirkung elektromagnetischer Strahlung auf die Gehirnaktivität auf. Dies konnte auch bereits in mehreren vorhergehenden Studien gezeigt werden. Das Neuartige an dieser Publikation ist der wissenschaftliche Nachweis einer Methode, die die Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung auf das Gehirn reduziert. Darauf aufbauend sollten nun Replikationssowie Langzeitstudien erfolgen.

Ihre Forschungsarbeiten zum Thema elektromagnetische Strahlung sind vielfältig und decken unterschiedliche Bereiche ab – vom Mobilfunk über den Arbeitsplatz und Wohnbereich bis hin zum Auto. Lassen sich die Erkenntnisse der Doppelblindstudie vom Mobilfunk denn auch auf andere Gebiete übertragen?
Diana Henz: Die Erkenntnisse aus dieser Studie geben Anlass, die untersuchten Fragestellungen in den Lebensbereichen breitflächig zu überprüfen, in denen Mobilfunk zum Einsatz kommt – also etwa im Auto, am Büroarbeitsplatz und in den Wohnräumen. Dazu sind allerdings neue Feld- und Interventionsstudien erforderlich, denn: In diesen Anwendungsbereichen von Mobilfunk gibt es meist noch weitere Quellen von elektromagnetischer Strahlung, die mit Mobilfunkstrahlung in Wechselwirkung treten können. Zu deren Wirkung auf den menschlichen Organismus liegen bisher keine systematischen Studien vor. In der Konsequenz bringt das auch neue Herausforderungen für Entstörungs-Technologien auf diesen Gebieten mit sich.

Nach Fertigstellung der Doppelblindstudie forderten Sie Langzeitstudien – u. a. um auch herauszufinden, wie sich der dauerhafte Leistungszustand des Gehirns auf die Versorgung mit Mikronährstoffen auswirkt. In wiefern erhält diese Forderung durch die wissenschaftliche Publikation neuen Auftrieb?
Diana Henz: Die Gutachter für die Publikation hatten uns Autoren dringend nahegelegt, den Zusammenhang zwischen Mobilfunkstrahlung und dem Stoffwechsel im Gehirn darzustellen. Es gibt bereits Studien, die zeigen, dass elektromagnetische Felder bei Mobilfunkexposition Veränderungen im Gehirnstoffwechsel bewirken. Das stellt eine nicht unwesentliche Gefahr für die Gesundheit des Gehirns dar. Zu nennen ist hierbei die Entwicklung von so genannten Hitzeschockproteinen (HSP), die durch eine Erwärmung des Gehirngewebes unter Strahlungseinwirkung entstehen. Um Aussagen über Veränderungen des Mikronährstoffbedarfs des Gehirns bei langfristiger Einwirkung von elektromagnetischer Strahlung treffen zu können, sind deshalb Langzeitstudien erforderlich.

Interview: Jürgen Kupferschmid Bilder: SfGU, Chombosan Design

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