Der Mensch, ein elektrisches Wesen
Der Mensch, ein elektrisches Wesen
In der Regel sind wir davon überzeugt, dass Entspannung unserer Gesundheit gut tut. Im Gegensatz dazu empfinden wir Phasen der Anspannung als negativen Stress, der unserer Gesundheit schadet. Wir alle kennen Redewendungen, wie „Heute ist sie wieder spannungsgeladen“ oder „Er steht wieder unter Strom“. Die empfundene körperliche Spannung ist biochemisch und biophysikalisch zu erklären.
Alle Lebewesen, einschliesslich des Menschen, sind aus Zellen aufgebaut, die von einer Plasmamembran umgeben sind. Innerhalb der Zellen befinden sich weitere Membranen, welche die Zellorganellen umschliessen. Dazu gehören die Mitochondrien mit einer Doppelmembran, Peroxisomen, Lysosomen, das endoplasmatische Reticulum sowie die doppelte Zellkernmembran. Alle biologischen Membranen bestehen aus einer doppelten Lipidschicht und sind für elektrischen Strom mehr oder weniger undurchlässig. In lebenden Zellen liegt über fast allen Membranen eine elektrische Spannung, oder präzise ausgedrückt: ein elektrochemisches Potential, welches einem elektrischen Kondensator ähnelt. Die Energie für die Aufrechterhaltung dieses elektrochemischen Potentials über der Membran stammt zumeist aus dem energiereichen Molekül ATP (Adenosintriphosphat), dessen Spaltung in ADP (Adenosindiphosphat) und Phosphat die Energie liefert. ATP wird für nahezu alle energieverbrauchenden Prozesse im Körper benötigt. Dazu gehören das Denken im Gehirn, die Nervenleitung, die Muskelarbeit, der Organstoffwechsel und die Biosynthese von Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten. Mehr als 90 Prozent des im Körper verbrauchten ATPs wird in den Mitochondrien durch die „kalte Verbrennung“ von Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten gebildet. Mitochondrien verdienen neben anderen wichtigen Aufgaben, die sie erfüllen, also immer noch die Bezeichnung „Kraftwerke der Zellen“.
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Es ist leicht zu verstehen, dass Störungen, z. B. durch Veränderungen des elektrischen/elektromagnetischen Umfeldes (u. a. durch Handystrahlung, WLAN und weiteren Quellen elektromagnetischer Strahlung), von leichten Anspannungen bis zu schwersten gesundheitlichen Störungen führen können. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Mitochondrien. Es ist daher das übergeordnete Ziel, innovative Verfahren zur objektiven und individuellen Beurteilung mit einer Präzisionsdiagnostik rund um die Mitochondrien und der zellulären Bioenergetik mit relevanten Probematerialien anzuwenden. Darüber hinaus müssen idealerweise in vitro Zellmodelle entwickelt werden, die das Risiko elektromagnetischer Strahlung zuverlässig und individuell abschätzen können.
Am 14. Internationalen Bodenseekongress werden sowohl die bisher verwendeten Zell- und Tiermodelle, als auch innovative Testverfahren zur Einschätzung des Stresspotentials elektromagnetischer Strahlung (z. B. Mobiltelefone, WLAN, DECT) analysiert und beurteilt. Individuelle Ergebnisse zeigen das Potential aktuell verfügbarer Testverfahren auf.
Kernthese Nr. 3:
Eine wissenschaftlich fundierte Analytik der Mitochondrienfunktion und zellulären Bioenergetik ist dazu geeignet, die Auswirkung elektromagnetischer Strahlung auf ein Individuum qualitativ und quantitativ zu erfassen.
Kernthese Nr. 4:
In vitro-Testverfahren, die die Mitochondrienfunktion und die zelluläre Bioenergetik analysieren, können die Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung auf den gesamten menschlichen Organismus erfassen.
Prof. Dr. rer. nat. Brigitte König
Universitätsklinikum Leipzig,
MMD GmbH & Co. KG, Magdeburg
Aus der Diskussion:
„Je gestresster, je vorbelasteter ein Mensch ist, desto schädlicher ist die Belastung durch elektromagnetische Strahlung.“
„Sich von der digitalen Welt völlig abzuschirmen ist auch nicht gut – wir müssen stattdessen lernen, damit umzugehen. Das ist eine sehr komplexe Angelegenheit, die sich nicht auf ein einziges Thema wie 5G reduzieren lässt. Wir müssen eine Vielzahl von Risikofaktoren möglichst ausschalten und gleichzeitig die Regenerationsfähigkeit stärken.“
Kommentar aus Sicht der SfGU:
„Frau Prof. Dr. Brigitte König wagt sich mit hoher Subtilität an unglaublich schwierige Themen heran, und trifft trotzdem klare Aussagen – Hut ab, das verdient grössten Respekt! In der Beurteilung möglicher Gesundheitsrisiken von elektromagnetischer Strahlung gibt es kein Gut oder Böse, kein Schwarz oder Weiss. Vielmehr lautet die Frage, wie ich als selbstregulierendes biologisches System in der Lage bin, mit Belastungen und Stress umzugehen. Gesundheit definiert sich über das Gleichgewicht von Regeneration und Degeneration.“
Andreas Hefel, Präsident der SfGU