Die Essenz dreier Nobelpreise
Die Essenz dreier Nobelpreise – DNA Reparatur, das Autophagosom und Mittochondrien sowie das Regelsystem des inneren Rhythmus
Nobelpreis Chemie 2015:
DNA-Werkzeugkasten (Tomas Lindahl, Paul Modrich, Aziz Sancar)
Nobelpreis Medizin 2016:
Autophagy – Abbauprozesse in der Zelle (Yoshinori Ohsumi)
Nobelpreis Medizin 2017:
Wie ein Protein den inneren Rhythmus steuern kann? (Jeffrey C. Hall, Michael Rosbash, Michael W. Young)
Dr. med. Kurt Mosetter
Zentrum für interdisziplinäre Therapie, Konstanz
Eine Serie von ausgeklügelten körpereigenen Mechanismen regulieren, prüfen und korrigieren die unterschiedlichen Schritte der Übersetzung unserer Erbsubstanz, der DNA. Alle lebenswichtigen Regenerations- und Reparaturprozesse der Zellen sind davon abhängig. Kausale Ansatzpunkte einer effizienten Trainingssteuerung und Therapie muss also die Mechanismen des molekularen Werkzeugkastens für eine ausreichende DNA-Reparatur berücksichtigen. Die Molekularbiologen und Gewinner des Nobelpreises für Chemie im Oktober 2015 gehen davon aus, dass in einer jeden Zelle pro Tag bis zu 1’000’000 Schäden an der DNA auftreten! Die vielfältigen Ursachen für DNA-Schäden wie elektromagnetische Strahlung, Schwermetalle, karzinogene Substanzen, Physical exercise stress und Entzündungen bei entgleistem Stoffwechsel sind also keineswegs direkt für Erkrankungen verantwortlich. Die entscheidenden Hebel und Mechanismen, welche uns gesund halten, liegen in dem Arsenal an Reparaturwerkzeugen gegen diese Schäden verborgen.
Eines dieser Reparaturwerkzeuge ist die Autophagie. Die Arbeit, welche diesen Prozess beschreibt, erhielt den Medizinnobelpreis 2016 und unterstreicht die essentielle Rolle der Mitochondrien für ein erfolgreiches Autophagosom und beweist, dass die Aktivierung der Mitochondrien, Fasten, ketogene Ernährung, individualisierte Supplementation und moderates Training diese Prozesse grundliegend fördern können.
„Autophagozytose oder Autophagie ist für ein Gleichgewicht zwischen der Produktion neuer und dem Abbau alter Zellbestandteile notwendig. Ein Mitochondrium einer Leberzelle hat beispielsweise eine Lebenszeit von zehn Tagen, bevor es durch Autophagozytose (Mitophagie) abgebaut wird und seine Bestandteile erneut zum Aufbau anderer Strukturen weiterverwendet werden. Autophagozytose oder Autophagie bezeichnet den Prozess in Zellen mit dem sie eigene Bestandteile abbauen und verwerten. Das reicht von fehlgefalteten Proteinen (Tau-Proteinen M. Alzheimer) über glykoxidierten Proteinen (AEGs HbA1c) bis zu ganzen Zellorganen (Mitochondrien).“ (Internationale Gesellschaft der Mayr-Ärzte: Dr. med. Henning Sartor)
Über die Stärkung des Energiestoffwechsels, der Mitochondrien, werden die Prozesse der Proteinsynthese, der schnell synchronisierten Proteinfaltung, ihre Funktionsdiversität sowie ihr regelrechter Abbau, ihre ökonomische Verdauung und das massgeschneiderte Recycling angekurbelt. Die Proteinsynthese bildet die Brücke zum Medizinnobelpreis 2017. Proteine sind als Kommunikationsmodule, Signalträger, Empfänger, Wächter, Trafostation und damit Arbeitstiere für alle Funktionen des Körpers von essentieller Bedeutung. Für das Immunsystem, für alle körperlichen Leistungen, für jedes Training, für jeden Muskelzuwachs, für langfristige Performance und für die Regeneration spielen Proteine und auch die daraus gebildeten unterschiedlichen Aminosäuren eine Schlüsselrolle. Eine der wichtigsten Funktionen ist dabei die Regulation und Modulation des inneren Rhythmus. Ein Einblick in die Molekularbiologie zeigt, dass die molekulare Uhr durch eine Transkriptions-Translations-Rückkopplung läuft, indem die Proteintranslation die Transkription des Genes dieses Proteins hemmt.
Kommentar aus Sicht der SfGU:
Auch seitens der SfGU vertreten wir die Ansicht, dass die biochemischen Parameter einen wesentlichen Einfluss auf die Psyche haben – und nicht umgekehrt. Damit die Stoffwechselvorgänge richtig funktionieren können, müssen sowohl die Vorstufen, als auch die Regulatoren als solche vorhanden sein, d. h. ungefähr 2’000 Hormone und Enzyme sowie die Vorstufen, dass sie vom Körper selbst gebildet werden können. Dazu ist das gesamte Spektrum der uns bekannten Mikronährstoffe erforderlich – von A wie Vitamin A bis Z wie Zink. Das Hauptaugenmerk ist dabei auf die regenerativen Prozesse zu richten, die unterstützt und gestärkt werden sollen. Gleichzeitig sind die degenerativen Prozesse durch Schutzmassnahmen abzuschwächen – soweit das bei der stetigen Zunahme von Umweltbelastungen in der heutigen Zeit möglich ist.
Nach mehr als 52’000 Analysen, die wir in den vergangenen 25 Jahren durchgeführt haben, ist eindeutig zu erkennen, dass die Mikronährstoffdefizite grösser werden. Dabei zeichnet sich eine ganz klare Tendenz ab: Auf der einen Seite führt die Zunahme an Schadstoffbelastungen auf allen Ebenen dazu, dass degenerative Prozesse sich verstärken. Dadurch wird der Bedarf an Mikronährstoffen immer grösser. Auf der anderen Seite enthalten die Lebensmittel immer weniger Mikronährstoffe – durch die industrielle Verarbeitung sowie den erhöhten CO2-Gehalt, der zu einem immer schnelleren Wachstum der Pflanzen führt. Wir können eindeutig nachweisen, dass die Schere zwischen regenerativen und degenerativen Kräften immer grösser wird. Das ist auch der Grund, warum die Anzahl der gesunden Lebensjahre in den Industrieländern sinkt. Dies geht damit einher, dass chronische Erkrankungen, die grösstenteils Mangelerkrankungen sind, zunehmen.
Kernthese Nr. 9:
Prozesse im Körper beinhalten viele molekularbiologische Details und benötigen eine entsprechende tiefgreifende human-medizinische Betrachtung.
Kernthese Nr. 10:
Der Einfluss der körpereigenen Prozesse auf unseren Alltag ist weit grösser als vermutet. Umgekehrt können wir auch über unser Verhalten auf die molekularbiologischen Prozesse weit mehr Einfluss nehmen, als lange gedacht.