Akne & Rosacea:
Möglichkeiten zur ganzheitlichen Behandlung

Akne und Rosacea sind entzündliche Erkrankungen der Talgdrüsen mit Ausbreitungsschwerpunkt im Gesicht. Sowohl in klinischer Ausprägung als auch in der Pathogenese der Erkrankungen bestehen erhebliche Unterschiede. Obwohl vom selben Kompartiment der Haut ausgehend, ist aufgrund exogener mikrobieller pathogenetischer Einflüsse (z. B. Demodexmilben bei Rosacea bzw. Propionebakterien bei Akne) und bestimmter aggravierender Ernährungsfaktoren (beispielsweise scharf gewürzte, heisse Speisen, Alkohol bei Rosacea bzw. Kohlenhydrate mit hohem glykämischen Index, Milchprodukte, Transfette bei Akne) sowie aufgrund des Durchschnittsalters der betroffenen Patienten eine sehr differenzierte Vorgehensweise bei der Erarbeitung eines Therapieplans notwendig. Beide Erkrankungen eint, dass Mikronährstoffe eine erheblich positive Rolle bei der Therapie spielen. 

Bei der Stoffwechseldiagnostik sollte spezifisch auf die Mikroinflammation (hsCRP), den Hormonhaushalt, den oxidativen Stress sowie die Spiegel für Selen, Zink und Vitamin D geachtet werden. Wegen der grossen Bedeutung des intestinalen Mikrobioms sind Ernährungsanamnese, Marker für Leaky gut und verzögerte Immunreaktionen auf Nahrungsmittel ebenfalls wichtig.

Prof. Dr. med. habil. Ulrich Amon Facharzt für Dermatologie – Allergologie Lasermedizin – operative Dermatologie Internationales Hautarztzentrum DermAllegra, Hohenstadt

Eine kürzlich von uns publizierte Studie zu den 25-Hydroxy-Vitamin D-Spiegeln bei Erstvorstellung von über 1’500 Patienten zeigte eine negative Korrelation der Serumspiegel zur Entzündungsaktivität verschiedener Hauterkrankungen, darunter auch Rosacea und Akne (Amon U, Baier L, Yaguboglu R, Ennis M, Holick MF, Amon J. Dermatoendocrinol. 2018 Feb 22;10(1):e1442159). Die Substitution von Vitamin D (oral oder i.m.) sollte, je nach Komorbiditäten und Entzündungszustand der Haut, einen Serumspiegel von dauerhaft mindestens 60 ng/ml anstreben. Obligate Kofaktoren sind hierbei Vitamin B2 und Magnesium. Im Falle begleitender Autoimmunerkrankungen sollte eine mögliche Hochdosistherapie nach dem COIMBRA- Protokoll erwogen werden. 

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Bei unzureichendem Ansprechen der antientzündlichen Wirkung von Vitamin D ist die Abklärung von Polymorphismen mindestens des Vitamin D-Rezeptors notwendig. Es besteht ein Synergieeffekt mit Vitamin A, besonders wirksam ist die obligat teratogene Vitamin A Säure (Isotretinoin; cave: Frauen im gebärfähigen Alter müssen zu 100% sicher verhüten!). In über 90% der Fälle weisen wir bei beiden Erkrankungen im Vollblut deutlich unzureichende Spiegel für Zink und Selen nach und substituieren daher kontinuierlich bis zur langfristigen Stabilisierung, wobei für beide Spurenelemente Spiegel im oberen Drittel der Normwerte anzustreben sind. Sollten die Marker für oxidativen Stress sehr hoch ausfallen, kann zusätzlich mit Vitamin C, Vitamin E, Q10 und ACC substituiert werden. Auf eine ausreichende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren und eine Reduktion von Omega-6-Fettsäuren ist besonders zu achten.

Wir haben Patienten kennengelernt, welche massive verzögerte Immunreaktionen auf Nahrungsmittel vom Typ IgG4 bei gleichzeitigem Leaky gut aufweisen. Hier wird man bezüglich der entzündlichen Hauterkrankungen keine Besserung ohne konsequente Umstellung der Ernährung erzielen. Parallel ist eine mindestens sechsmonatige Gabe antientzündlich wirkender Pro/Präbiotika notwendig. Unter Berücksichtigung dieser Erkenntnisse ist in der heutigen Zeit nach menschlichem Ermessen jede Form der Akne oder Rosacea sehr gut beherrschbar und muss nicht als persönliches Stigma erfahren werden.

Kommentar aus Sicht der SfGU:

Bei den meisten Hauterkrankungen spielt eine Dysbiose des intestinalen Mikrobioms eine ganz wesentliche Rolle. Die Therapie muss deshalb mit einer individualisierten Darmdiagnostik und – wenn nötig – mit einer darauf aufbauenden Darmsanierung eingehen. U. a. mit den am 10. Internationalen Bodenseekongress im Jahr 2015 vorgestellten Erkenntnissen sowie auf der Basis von 40’000 laboranalytischen Befunden wurden dazu der IABC® ColonScan sowie das IABC® ColonConcept entwickelt und lanciert. Im Fokus steht dabei neben der Aktivierung der Entgiftungsmechanismen des Körpers das kontinuierliche Stärken der Immunität der Darmschleimhaut. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf die Aufnahme von Nährstoffen aus dem Darminhalt aus, sondern verhindert auch, dass potenzielle Krankheitserreger und Toxine diese Schutzbarriere einfach überwinden und Entzündungen verursachen. Die zweite Generation des IABC® ColonConcepts, die im vergangenen April lanciert wurde, baut ganz gezielt auf den Entzündungsfaktoren und der Schleimhautimmunität auf. Neu enthält es z. B. ein Detox-Medizinprodukt sowie hochdosierte Antioxidantien. Unter den Mikronährstoffen ist die Versorgung mit Vitamin D, Selen und Zink von grosser Bedeutung. Darüber hinaus tragen auch Ballaststoffe sowie Probiotika und Präbiotika (Bifidus-Bakterien und Lactobacillus) zur Aufrechterhaltung der gesunden Darmsymbiose bei.

Kernthese Nr. 7:
Akne und Rosacea – beides Erkrankungen der Talgdrüsen – ähneln einander, müssen jedoch klinisch definitiv differenziert werden, da Entstehung und kausale Behandlung sehr unterschiedlich sind. Mikronährstoffe sind bei beiden Erkrankungen von grosser Bedeutung.

Kernthese Nr. 8:
Durch Einsatz der Kombination aus Vitamin D/Vitamin A (ggf. orale Vitamin A Säure), Selen, Zink und Pro/Präbiotika unter Berücksichtigung einer Nahrungsumstellung und Meidung von Schubfaktoren ist in der heutigen Zeit eine hervorragende Möglichkeit zur langfristigen Stabilisierung beider Hauterkrankungen gegeben.