Endokrine Disruptoren in Parfüm und Duftstoffen

Endokrine Disruptoren sind eine wichtige (Teil-)Ursache von chronischen Krankheiten und Tumoren, die immer multifaktoriell bedingt sind (genetisch, psychosomatisch, infektiologisch, endokrinologisch, toxikologisch und immunologisch). Schon lange ist bekannt, dass vor allem Phthalate, Schwermetalle und Aluminium in Parfüm und Duftstoffen als endokrine Disruptoren wirken und dadurch u. a. zur Entstehung sowie zum Wachstum von hormonabhängigen Tumoren sowie zur Metastasierung derselben beitragen können. Nachweislich haben sie einen intensiven und nachhaltigen Einfl uss auf unser Hormon-, Immunund Nervensystem. Phthalate nehmen wir heutzutage immer und überall auf – vor allem über unsere Nahrung, durch Körperkontakt und über phthalathaltige Gebrauchsgegenstände. Dabei kann die Anwendung von und die Exposition gegenüber phthalathaltigen synthetischen parfümierten Kosmetika, Deos, Parfüms und Haarfärbemitteln besonders problematisch sein.

Auf die Haut aufgetragen oder inhaliert, können sie während und nach dem Sprühen proinfl amma torisch wirken, zu einem Th1/Th2-Ungleichgewicht beitragen sowie proinfl ammatorische Mediatoren, Apoptose-Faktoren und oxidativen Stress aktivieren. Es ist möglich, dass phthalathaltige Duftstoffe auch zu einer Östrogen-Dominanz sowie zu einer Progesteron- und Insulin-Resistenz beitragen, wodurch ggf. auch die Fertilität beeinträchtigt und die Entwicklung der Nachkommen gestört werden kann. Synthetische phthalathaltige Duftstoffe können auch dafür (mit-)verantwortlich sein, dass Mädchen und Frauen weltweit immer häufi ger an Pubertas praecox, Zyklusstörungen und hormonabhängigen Tumoren leiden. Die potentielle Kanzerogenität phthalathaltiger Duftstoffe kann bei gleichzeitiger Anwesenheit weiterer endokriner Disruptoren (z. B. synthetischer Moschus- Verbindungen, Parabene, Schwermetalle, Leichtmetalle, Pestizide, etc.) ggf. potenziert werden. Bei Anwesenheit von Metallen können Phthalate in synthetischen Duftstoffen möglicherweise auch Phthalat-Metall-Komplexe bilden. Inwieweit diese eventuell auch das Risiko für die Entstehung und Metastasierung von Tumoren fördern und ggf. auch die Wirksamkeit von Hormon- oder Chelat- Therapien beeinträchtigen können, müssen zukünftige Studien zeigen.

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Soweit möglich, sollten nur phthalatfreie medizinische Artikel verwendet werden. Dringend abzuraten ist dagegen vom Verzehr phthalathaltiger Nahrungsmittel, vom Genuss phthalathaltiger Getränke aus Plastikfl aschen sowie vom Gebrauch phthalathaltiger synthetischer Parfüms, parfümierter Deos und Kosmetika. Während das Rauchen in öffentlichen Gebäuden verboten wurde, ist der Gebrauch und die Verbreitung potentiell mutagener, kanzerogener und vor allem allergener synthetischer phthalathaltiger Parfüms und parfümierter Deos und Kosmetika noch immer erlaubt. Aus umweltmedizinischer Sicht sollte die Herstellung und Anwendung solcher Produkte verboten werden.

Die Entgiftung von Phthalaten und Schwermetallen gestaltet sich oft schwer, da es keine spezifi schen Entgiftungs-Ansätze gibt. Eine schadstoffarme hypoallergene Ernährung ist wichtig. Im Sinne der Orthomolekular-Medizin kann eine möglichst laborkontrollierte Substitution von Vitaminen, Mineralien, Aminosäuren und Spurenelementen sehr hilfreich sein. Sinnvoll kann u. a. die Gabe bzw. Substitution von Magnesium, Calcium, Selen, Zink, Vitamin D3, Vitamin K2, B-Vitaminen, Curcumin, Resveratrol und Coenzym Q 10 sein. Auch kann versucht werden, die Entgiftungs- Organe mit Phytotherapie zu stärken. Hervorragende Ansätze dazu hat u. a. die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), die Ayurveda-Medizin, aber auch die Traditionelle Westliche Medizin (TWM), zu der z. B. die Hildegard-Medizin zählt. Dies geht vor allem über die Unterstützung der Nieren- und Leber-Funktionen und des Gastrointestinaltraktes – u. a. auch durch Heilfasten, basische Ernährung und Symbiose-Lenkung. Indem das Lymphsystem gefördert und unterstützt wird, z. B. mit einer Colon-Hydro-Therapie bzw. einer Colon-Immun-Stärkungs-Therapie, lässt sich der Organismus ebenfalls stärken.

Prof. Dr. med. Claus Schulte-Uebbing
Praxis Professor Schulte-Uebbing, München

Kernthese Nr. 5: 
Die Herstellung und Anwendung phthalathaltiger und damit potentiell mutagener, kanzerogener und vor allem allergener, synthetischer Parfüms, parfümierter Deos und Kosmetika sollte verboten werden.

Kernthese Nr. 6:
In öffentlichen Gebäuden, v. a. in Krankenhäusern und auch Arztpraxen, sollte auf den Gebrauch potentiell allergener Parfüms und Duftstoff e verzichtet werden.

Aus der Diskussion:
„Wir haben in unserer Apotheke eine sehr hohe Frequenz von tätowierten Kunden – die vorgestellte Liste möglicher Nebenwirkungen ist deshalb für Beratungen enorm wichtig. Häufig vergessen tätowierte Menschen die möglichen gesundheitlichen Risiken.“

Kommentar aus Sicht der SfGU:
„Das war mir nicht bekannt, dass Kosmetika und Duftstoffe solch gesundheitsgefährdende Stoffe wie Phthalate enthalten – im ersten Moment denkt man dabei nur an Plastikflaschen und Duschgel. Dabei ist eines der Hauptprobleme, dass sie über das Wasser wieder in den Nahrungskreislauf gelangen. Der Mensch vergiftet sich damit wieder mal selbst. Entgiftung ist möglich, muss aber in mehreren Phasen über längere Zeit kontrolliert verlaufen. Dazu ist es zwingend erforderlich, auch die biochemischen Mechanismen zu kennen und zu aktivieren.“

Andreas Hefel, Präsident der SfGU